General Anzeiger Rhein Sieg Kreis
15.10.2018
"Die Nacht in all Ihren Facetten"
von Paul Kieras
Mit den "SUBunternehmern" auf literarisch-musikalischer Nachtwanderung im Traumland der Seele
Von Paul Kieras
Siegburg
Sie eröffnet Türen für Träume, Gedanken, Versponnenes, Absurdes und Groteskes. "Die Nacht schwächt den täglichen
Overkill des Kognitiven ab", betont das Ensemble "SUBunternehmer". Unter dem Titel "die andere Seite des Vollmonds"
präsentieren Detlef Brenken und Rainer Weber zusammen mit der Schauspielerin und Sprecherin Birte Schrein am
Freitag in der Engelbert-Humperdinck-Musikschule einen literarisch-musikalischen Abend. Thema war die Nacht in all
ihren Facetten. "Wir wollen Grenzen zwischen Literatur und Musik aufweichen und beide Welten in einen flüchtigen,
keineswegs geordneten aber überraschend farbigen Zusammenhang bringen", kündigten die SUBunternehmer ihr
Programm an. Die Texte stammen unter anderem von Johann Wolfgang von Goethe, Joseph von Eichendorf, Hans Arp
und Georg Trakl. Das Besondere an der Kombination aus Text und Klang war, dass das Trio sich nicht abwechselte,
sondern die Musiker die Lesung untermahlten und gleichzeitig interpretierten, dabei improvisierten. "Wir spielen nicht
nach Noten, sondern nach Texten", erklärte Brenken und ergänzte: "Wir lassen uns von der Sprechweise treiben, haben
zwar eine Vorstellung aber nur der Text ist die Konstante." Wie die instrumentale Begleitung letztlich aussehe, sei offen
und hänge auch von der Darbietung der Texte von Birte Schrein ab. Neben der Zeile aus dem Gedicht "Mondsand" von
Hans Arp, "immer rätselhafter, immer gestaltloser führt er sein Huschen aus" haben Flötist Brenken und Klarinettist Weber
beispielsweise notiert: "Huschen-Fugato, leichter Swing". Neben Instrumenten wie Kontrabassflöte und Bassklarinette
kam auch ein "Daxophon" zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein mit einem Cello- oder Bassbogen angestrichenes
Holzbrettchen, dessen klingendes Ende mit einem handlichen Klötzchen in der Tonhöhe und Klangfarbe verändert
werden kann. Ähnlich wie ein Lineal, das man als Schüler an der Tischkante zum Schwingen und damit Klingen gebracht
habe, so Weber.
Ein sehr stimmungsvoller Abend mit einer ungewohnten, aber spannenden Symbiose von Wort und Ton.